1918/19
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Kriegsende und Novemberrevolution 1918
Die Revolution in Berlin und in Stuttgart schlägt auch
Wellen bis nach Öhringen: ein Arbeiter- Bauern- und
Soldatenrat wird gegründet.
Als Hauptaufgabe stellt er sich:
* Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit
*Ausbringung, Überwachung u. gerechte Verteilung der Lebensmittel
Vorsitz.: Hauptlehrer Böhringer, 11 Mitglieder + 6 Soldatenvertreter.
Im Aufruf vom 16. Nov. 1918 heißt es: "Es wird sich
eine Bürgerwehr aus ausmarschierten Bürgern und Bürgersöhnen
unserer Stadt angliedern."
Für Ordnung sorgte eine seit Anfang 1919
eine Sicherheitskompanie, die aus 14 Mann bestand und zusammen
mit der örtlichen Polizei staatliches u. privates Eigentum
- gegen die Kommunisten - schützen sollte.
Ende der Doppelherrschaft:
- Nach kurzem Bestehen wurde diese Einwohnerwehr aufgelöst,
da der Versailler Vertrag bewaffnete Verbände verbot.
- Die am 13. Januar 1919 gewählte Württembergische
Landesversammlung erlaubte Soldatenräte nur an Garnisonsstandorten
- also nicht in Öhringen. Er löste sich bald auf.
- Der Öhringer Gemeinderat akzeptierte die Teilung seiner
Macht mit dem Arbeiter-, Bauern- u. Soldatenrat auf Dauer nicht.
Wegen eines Versuchs des Arbeiter-, Bauern u.
Soldatenrats, einen unbeliebten Polizeiwachtmeister abzusetzen,
entzündete sich ein heftiger Streit. Über ein halbes
Jahr läuft die Auseinandersetzung mit demonstrativen Handlungen
und über die Zeitung, den Hohenloher Boten.Die Bürgerschaft
stand überwiegend auf der Seite des Gemeinderats und der
Verwaltung
==> Im März 1920 löste sich der Arbeiter-u.
Bauernrat auf.
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In Büttelbronn dachte man eher an Reformen durch einen
Bürgerausschuss als an revolutionäre Umwälzungen.
Trotzdem wurde In den Monaten nach der Revolution in Büttelbronn
eine "Einwohnerwehr" zum Schutze von Haus und Hof gegründet,
welche mit Gewehren und Munition ausgerüstet wurde.
Der Versailler Vertrag (1919) zwang die Bauern, Dutzende
Kühe und Rinder für Frankreich und Belgien abzuliefern.
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Arbeiter-, Bauern- u. Soldatenrat seit 16. Nov.
1918 in Öhringen
Aufruf zur Bürgerausschusswahl in Büttelbronn
am 20. Dez. 1918
Ergebnis der Wahlen zur Württembergischen
Landesversammlung am 13. Januar 1919
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1923
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Die Inflation (1923) vernichtete Sparguthaben,
Nahrungsmittel gab es oftmals nur noch gegen Sachwerte.
Weil die Reichsbank mit dem Drucken u. Ausliefern
von Banknoten nicht nachkam, erhielten Kommunen das Recht, Geld
zu drucken:
Das Oberamt Öhringen gabe im Aug. 1923 500.000
Mark-Banknoten heraus; die ungezügelte Inflation erforderte
im Okt. die Ausgabe von 2 Mrd.-Scheinen, im Nov. 1923 auf dem
Höhepunkt der Inflation 100 Mrd.-Scheine durch die Stadt
Öhringen, die vom Bürgermeister und vom Stadtpfleger
eigenhändig unterschrieben wurden.
.
Die Tageszeitung "Hohenloher Bote" forderte die Vorauszahlung
der Zeitungsgebühr oder deren Begleichung in Naturalien.
Am 15. Nov. 1923 wurde die Währung durch Einführung
der Rentenmark stabilisiert und die alte Reichsmark im Verhältnis
1:1 Billion abgewertet. Die neue Währung erreichte Öhringen
erst Wochen später.
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1924-29
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Goldene Zwanziger Jahre
Durch Stabilisierung der Währung, Ausgleich mit Frankreich
und US-Kredite ging es wirtschaftlich allmählich aufwärts.
1921/23 erfolgte eine Flurbereinigung in Büttelbronn, um
der Zersplitterung landwirtschaftlicher Flächen entgegenzuwirken.
Als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme wurde 1924 - 1926 die Straße
von Unter- nach Obermaßholderbach ausgebaut. Der Büttelbronner
Maurermeister Christian Gauer erhielt den Auftrag mit der Auflage,
Arbeitslose für die Baumaßnahme einzustellen. Er errichtete
in Büttelbronn sein Wohnhaus an der Ecke Westernbacher Str.
/ Mühlweg und das "Pfarrhaus" - auch "Villa"
genannt.
Sein Sohn Fritz Gauer verlegte den Sitz der Firma nach Öhringen.
1927 errichtete der Gewerbeschulverband das erste eigene
Schulgebäude Ecke Kastell-/Hindenburgstr., dessen
Bau nach Ausbruch des 1. Weltkriegs und in der Inflationszeit
zurückgestellt worden war.
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Der Büttelbronner Maurermeister Chr. Gauer,
Bauunternehmer
Gewerbeschule Öhringen, 1927
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1929-33
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Das Übergreifen der Weltwirtschaftskrise ("Schwarzer
Freitag" im Okt. 1929 in den USA) auf Deutschland führte zu hoher
Arbeitslosigkeit und geringerer Kaufkraft.
Der Öhringer Gemeinderat rief zu Nahrungsmittels- und Sachspenden
auf: eine Volksküche wurde für Arbeitslose und Bedürftige
eingerichtet.
Der Zusammenbruch der Hohenlohebank verschärfte die Notlage.
Die Bauern erlitten Verluste durch einen Nachfragerückgang;
sie waren z.T. hoch verschuldet.
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Verlegung der Ohrn u. Bau der Heilbronner Straße als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme
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1931
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1931 sah sich das Oberamt Öhringen veranlasst,
im Hohenloher Boten auf die Verschärfung der Gesetze hinzuweisen:
"wer gemeinsam mit anderen zu politischen Zwecken an öffentlichen
Orten erscheint und dabei bewaffnet ist, wird mit Gefängnis
nicht unter 3 Monaten bestraft."
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