Schild



Eine Ortschaft - drei Dörfer: Büttelbronn, Unter- und Obermaßholderbach
vor den Toren der Großen Kreisstadt Öhringen
 
 
 
 
 
 
 
 

 

 

 

 

 

 


Dorfchronik Teil 7: Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg
1933 - 1945

Ernennung Hitlers zum Reichskanzler
(30. Januar 1933)
Hindenburg ernannte unter dem Druck seiner erzkonservativen Berater Hitler zum Reichskanzler. Vizekanzler v.Papen glaubte, ihn für seine Ziele "eingespannt" zu haben. Drei Nationalsozialisten standen 7 konservativen Ministern gegenüber.

Im Frühjahr 1933 wurde der Öhringer Gemeinderat gleichgeschaltet und ein NS-Bürgermeister ernannt
.Die Straße nördlich des Bahndamms wurde in "Hindenburgstraße" und die Bahnhofstraße in "Adolf-Hitler-Straße" umbenannt.

Der Hohenloher Bote:
"Die Reichsregierung Hitler"
Schutzlos der SA ausgeliefert!
vor dem Öhringer Amtsgericht in der Bahnhofstr.
Am 18. März 1933 begann in Öhringen die Verfolgung von Juden (stehend) u. Kommunisten (kniend). Teilweise blutig geschlagen wurden sie durch Öhringen geführt. Nach und nach gaben jüdische Kaufleute ihre Geschäfte nach weiterem Druck auf, verkauften sie zu Schleuderpreisen an "Arier" und versuchten auszuwandern..
Wirtschaftliche Veränderungen
"Entschuldungsverfahren" minderten die Belastung vieler Landwirte, die z.T. hoch verschuldet waren.
Bauern wurden unter Druck gesetzt, keine Geschäfte mehr mit jüdischen Viehhändlern zu tätigen.
Mit der Einführung des Reichsarbeitsdiensts und der allgemeinen Wehrpflicht erschien das Problem der hohen Arbeitslosigkeit nicht mehr so gravierend.

Getrennte Auffstellung des Viehs jüd. Händler (ca. 1937 auf dem Hafenmarkt)

Gleichschaltung
Jugend (HJ, BDM),
Vereine, Verbände; Berufe, usw.

HJ-Aufmarsch auf dem Marktplatz
Die Jugend wurde in Hitlerjugend und Bund Deutscher Mädel organisiert und ideologisch beeinflußt.

Selbst die Mathematik wurde ideologisiert: am HGÖ verwendetes Mathematikbuch (1943) für 10-12-Jährige: siehe Mitte


Aufgabenbeispiele:
1. Ein Geisteskranker kostet der Allgemeinheit täglich 8 RM. Wieviel kostet ein Geisteskranker jährlich, in 40 Jahren?
2. Ein kleines Kampfflugzeug hat eine Fluggeschwindigkeit von 450 km/st und eine Fluggdauer von 3 Stunden. Gib nach einer Karte in deinem Atlas Städte an, die das Flugzeug von Metz, Prag, Posen aus erreichen kann.
Wie alle gesellschaftlichen Gruppen war auch der Gesangverein Westernbach gleichgeschaltet: der Vorstand wurde zum "Vereinsführer",
gleichgeschaltet unter dem Hakenkreuz: 50-Jahrfeier GV Westernbach
der Kreisführer forderte in seiner Festansprache zum Vereinsjubiläum, dass das Gesangsgut "die heroische Haltung betont, die Haltung des neuen deutschen, bewußt soldatischen Menschen."

NS-Zeitung

Die nationalsozialistische "Hohenloher Rundschau" wurde zur Konkurrenz des "Hohenloher Boten", der im Oktober 1934 sein Erscheinen einstellen mußte.

 



Unter dem wirtschaftlichen Druck der NS-Machthaber gibt der Hohenloher Bote 1934 auf, nachdem er Inserenten und Abonnenten verloren hatte.

NS-Parteiblatt verdrängt das Hohenloher Traditionsblatt
Parteimitglieder wurden aufgefordert die NS-Zeitung zu abonnieren
Die Stadt vergab die amtlichen Anzeigen nur noch an die NS "Hohenloher Rundschau". u. viele Geschäftsleute inserierten nur noch dort.

Juden in Hohenlohe

> Im Öhringer Weistum (1253) werden zum ersten Mal Juden erwähnt "Der voit sol auch haben alleine die Juden ..." Sie standen unter dem Schutz des Vogts und mußten dafür Sondersteuern bezahlen.

> Durch die Judenpogrome des 14. Jhdts infolge der Pest (Juden wurden als Brunnenvergifter und Christusmörder verfolgt) wurde die kleine jüdische Gemeinde in Öhringen ausgelöscht. An Stelle der Synagoge (nicht lokalisiert, jedoch innerhalb der Stadtmauern) errichtete Anna v. Hohenlohe 1353 das Spital, das 1376 nach draußen - mit eigenem Mauerring) verlegt wurde.

>1680 wurden wieder Juden durch Wolfgang Julius von Hohenlohe-Neuenstein aufgenommen und erhielten die Erlaubnis, sich in Ernsbach niederzulassen. Dort lebten im 19. Jhdt. 140-190 Juden.


> 1864 wurden sie durch württ. Gesetz im bürgerlichen u. öffentlichen Recht gleichgestellt.Die Freizügigkeit ermöglichte die Zuwanderung nach Öhringen.

Volkszählungen im Oberamt bzw. Landkreis (seit 1938) Öhringen:
Angehörige der jüdischen Religion

1900: 243 (0,7%), davon Ernsbach: 79
1925: 161 (0,5%), davon Ernsbach: 2
1939 : 30 (0,1%), davon Ernsbach: 2
1950: --


Gedenktafel an der ehemal. Synagoge


Ehemalige Synagoge in Öhringen, Untere Torstraße, vormals Gaststätte "Rose"


Jüdischer Friedhof in Öhringen

1911-1939
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40 Öhringer Juden kamen in den Vernichtungslagern ums Leben
3 überlebten , davon 2 im Altersghetto Theseresienstadt, 1 überlebte das KZ Auschwitz und wurde in Buchenwald befreit. Zwei der Überlebenden wanderten in die USA aus, e
ine Jüdin kehrte nach Öhringen zurück.


Judenverfolgung im Dritten Reich

> Schon vor der Machtergreifung Hitlers wanderten Juden aus. Danach war dies nur noch bis 1941 möglich nach Verkauf des Besitzes zu Schleuderpreisen.

> Am 18.März 1933 wurden Juden u. Kommunisten verhaftet, blutig geschlagen u. durch Öhr. geführt. (s.o.)

> Bauern wurden aufgefordert, keine G
eschäfte mit Juden zu machen; (s.o.)
> es wurde aufgepasst, wer in jüdischen Geschäften einkauft;
> jüd. Kinder wurden vom Schulbesuch ausgeschlossen u. nun in einem Haus bei der Synagoge von einem jüdischen Lehrer unterrichtet

> Am 10. Nov. 1938 (einen Tag nach der Reichskristallnacht) wurde das Mobiliar der Synagoge kurz u. klein geschlagen und auf dem Platz vor der Schillerschule angezündet; eine Brandstiftung (wie z.B. in Heilbronn, Allee) schien angesichts der dichten Bebauung nicht möglich.


> Bis zum Kriegsbeginn wanderten 2/3 der Öhringer Juden nach Palästina, Südamerika oder USA aus. Wer keine Verwandten im Ausland hatte und auch nicht die finanziellen Möglichkeiten wurde bis 1942 abtransportiert;

> Eine Jüdin, die mit einem Nichtjuden verheiratet war u. zum kathol. Glauben übergetreten war, wurde 1944 ins Altersgehetto Theresienstadt gebracht und überlebte. Sie kehrte nach der Befreiung nach Öhringen zurück.

2. Weltkrieg

Mit dem Überfall deutscher Truppen auf Polen am 1. September 1939 beginnt der 2. Weltkrieg .

Hohenloher Rundschau am 1. Sept. 1939

Die nationalsozialistische Hohenloher Rundschau gibt Polen die Schuld am Krieg; Anschluss Danzigs; angeblicher polnischer Überfall auf den Sender Gleiwitz

Quelle: Stadtarchiv Öhringen
(Zeitungsarchiv)

Siegeszuversicht:

Karte der eroberten Gebiete in der Hohenloher Rundschau am 3. Januar 1942

Bericht über die Eroberung Stalingrad,s Hohenloher Rundschau, 17. Oktober 1942

... und die Kapitulation in Stalingrad
Kapitulation der 6. Armee , Hohenloher Rundschau, 4. Februar 1943
Trotz- und ...
Goebbels' Sportpalastrede, Hohenloher Rundschau, 13. Februar 1943
Durchhalteparolen:
Berichte über Luftangriffe, Hohenloher Rundschau, 22. Dez. 1943

letzte bekannte Ausgabe des NS-Blatts:
Durchhalteparolen , Hohenloher Rundschau 31. Dezember 1943, letzte bekannte Ausgabe des Nazi-Blatts

Öhringen im 2. Weltkrieg

Mit Kriegsbeginn wurde in einer Bekanntmachung des Landratsamts in der "Hohenloher Rundschau" die Verdunklung angeordnet und das Abhören von "Feindsendern" unter Strafe gestellt.

> Polnische Kriegsgefangene und Zivilpersonen sollten die im Felde stehenden Arbeitskräfte ersetzen.
> Ein weibliches Arbeitsdienstlager wurde im Schloss eingerichtet für Mädchen aus dem gesamten süddeutschen Raum, die im Haushalt bei kinderreichen Familien, in Kindergärten oder auf dem Bauernhof halfen.
> HJ und BDM wurden zur Ernteabeit verpflichtet.
> Erfolgreiche Bauern und Bäuerinnen erhielten das Kriegsverdienstkreuz.

Einquartierungen:

Ganze Schulklassen, Bombenopfer aus Stuttgart,
sogar aus dem Ruhrgebiet und dem Elsaß wurden in Öhringen und den umliegenden Dörfern untergebracht.

Robert Scholl war hier Bürgermeister bis 1930; er hatte u.a. den Weiterbau der Kochertalbahn bis Forchtenberg durchgesetzt
Forchtenberger Rathaus:
Geburtshaus der Geschwister Scholl

Nach der Machtergreifung Hitlers am 30. Januar traten die Geschwister Scholl - trotz der Warnung ihres Vaters - in HJ bzw. BDM ein. Das Abitur legten sie in Ulm ab. Sophie Scholl studierte Biologie u. Philosophie, ihr Bruder Hans studierte Medizin in München.
Widerstand: Die Geschwister Scholl u. die "Weiße Rose"



Sophie u. Hans Scholl (rechts):
Die Widerstandsgruppe "Weiße Rose" weist 1942/43 auf die Verbrechen des Nationalsozialismus hin u. ruft zum Widerstand auf:
Aus einem Flugblatt:"Nichts ist eines Kulturvolkes unwürdiger, als sich ohne Widerstand von einer verantwortungslosen und dunklen Trieben ergebenen Herrscherclique regieren zu lassen. ...
- Ein jeder ist schuldig."

Nach Verteilung von Flugblättern verhaftete die Gestapo die Geschwister Scholl in der Münchner Universität.

Der Volksgerichtshof unter Roland Freisler verurteilte sie am 22. Febr. 1943 zum Tode.

Weitere 130 Mitglieder der Weißen Rose wurden verhaftet u. verurteilt.
Zeitungspropaganda

Kocher- u. Jagstbote, Nationalsozialistische Tageszeitung und Amtsblatt für den Bezirk Künzelsau
(Quelle: Kreisarchiv Neuenstein)


Invasion der Allierten in der Normandie
am 6.6.1944 (Kreisarchiv)
Hoffnung auf den "Endsieg"

Die "V1" ... (Juli 1944)

.. doch auch die "V2" bringt nicht die erhoffte Wirkung, obwohl Hunderte davon in London und Südengland einschlagen.


Widerstand der Offiziere ...

20. Juli 1944:gescheitertes Attentat der Offiziere um Graf Stauffenberg auf Hitler (Kreisarchiv)
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...und sinnlose Zerstörung:
Heilbronn wurde am 4. Dez. 1944 durch einen Luftangriff zerstört; das Licht des Flammenmeers war noch bis Öhringen zu sehen.

Die Front rückt näher: April 1945



3. April 1945: Reichsleiter Bormann ruft zu fanatischem Widerstand auf (Kreisarchiv)



Öhringer Eisenbahnviadukt durch deutsche Soldaten gesprengt. (hier: Wiederaufbau)

Der Kocher- u. Jagstbote propagiert den "Endkampf" bis zu seiner letzten Ausgabe am 5. April 1945 (Kreisarchiv)


Am 5. April 1945 verrichtete der "Volkssturm" noch Schanzarbeiten rund um Öhringen. Am 12. April 1945 wurde Büttelbronn von amerikanischen Truppen besetzt, die vom Kochertal über Westernbach einrückten.


Frontverlauf am 13. April 1945

Video über den amerikanischen Einmarsch in Hohenlohe

Der Ortsgruppenleiter hatte Öhringen zur Festung erklärt; es gab jedoch nur vereinzelt Widerstand. Einschusslöcher sind jedoch heute noch am Oberen Tor zu erkennen.

Die vom amerikanischen Kommandeur angeforderte Luftunterstützung kam nicht. Öhringen wurde nicht wie Waldenburg oder Heilbronn zerstört.


Besetzung Öhringens durch Einheiten der 10. US-Panzerdivision

Die amerikanischen Einheiten hatten vom 14.-18. April 1945 ihr Hauptquartier in Öhringen;
Soldaten wurden in den Häusern einquartiert.

Ende des 2. Weltkriegs:
8. Mai 1945

Die Büttelbronner Orts-Chronik wurde in der Zeit der Nazi-Diktatur zwar von Bürgermeister Käppler weitergeführt, jedoch wurden die Seiten 51 - 58 mit den Berichten der Jahre 1933 - 1945 aus dem Buch herausgerissen.
Büttelbronn:

Die Militärregierung setzte den Bürgermeister ab und Hermann Endreß als Amtsverweser ein.
Die Aufzeichnungen der Orts-Chronik wurden erst 1954 wieder aufgenommen, nachdem der von den Amerikanern abgesetzte Bürgermeister Käppler wieder ins Amt gewählt worden war.
Öhringen:

Auch in Öhringen wurde der Nazi-Bürgermeister und die gesamte Gemeindeverwaltung entlassen.
Der US-Kommandeur setzte den den unbelasteten Volksbankchef Wilhelm Rösch als Bürgermeister ein.

Fortsetzung folgt ...

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