Schild



Eine Ortschaft - drei Dörfer: Büttelbronn, Unter- und Obermaßholderbach
vor den Toren der Großen Kreisstadt Öhringen

 
 
 
 
 
 
 
 


Dorfchronik Teil 4: 
   Herrschaft der Grafen u. Fürsten von Hohenlohe

Grundbesitzverhältnisse im 18. Jahrhundert:
Größter Grundbesitzer in Büttelbronn war der Fürst zu Hohenlohe-Öhringen, das Öhringer Stift und das Spital Öhringen;
die Güter wurden als Erbzinsgüter ("Lehen") von bis zu 6 Bauern bewirtschaftet.
Die Hofgüter umfaßten durchschnittlich 60 - 80 Morgen und ernährten eine relativ wohlhabende Bevölkerung. Ohne obrigkeitliche Erlaubnis durfte kein Hofgut geteilt werden; da diese selten erteilt wurde, setzte sich damit die "Anerben-Sitte" (ein Erbe) in Hohenlohe durch - im Gegensatz zu Altwürttemberg, wo die "Realteilung" zu einer Zersplitterung der Höfe und Besitzverhältnisse führte.
Nominell gehörten Land und Hof dem Lehensherrn, der sie jedoch zeitlich unbefristet gegen Zahlung eines Erbzinses (Grundsteuer), Zehnt (Ertragssteuer) u. Frondienste (kostenlose Hand- u. Spanndienste) verleihen mußte. Außerdem mußte ein "Handlohn" im Sterbefall durch den Erben entrichtet werden.
Besitzverhältnisse im Jahr 1706 (Grundbesitz in Morgen)
Grundherr Güter Häuser Scheunen Äcker Wiesen Gärten Weinberg Wald
Hohenlohe-Ö.
6
7
6
244
19,5
6,5
1
0,5
Spital
-
-
-
6
-
-
-
-
Stift
-
-
-
12
-
-
-
-
Bauern
-
-
-
13,5
3
-
3,5
-

Auch Leibeigenschaft gab es noch bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts: Auseinandersetzung nach dem Tod des Leibeigenen Michel Albrecht aus Büttelbronn zwischen ...
"Leibfall"

... dem herzogl.-württ. Oberamt Weinsberg, ...

Schreiben an den Amtsvogt

... Hohenlohe-Pfedelbach und ...

 

Monsieur Kern

... Hohenlohe-Öhringen

Für diesen "Leibfall" mussten 7 Gulden, 34 Kreuzer an Hohenlohe-Pfedelbach
und 1 Gulden Leibvogtgebühr bezahlt werden.
Da die Kosten für die Unterhaltung der "Beetknechte", die die Abgaben von den Leibeigenen einzuziehen hatten, höher wurden als die Erträge, schlief die Leibeigenschaft allmählich ein. Eine formelle Abschaffung fand nicht statt.

1720
Obermaßholderbach erbaut ein mit einem Türmchen versehenes Armenhaus
bis 1809 war Obermaßholderbach ein selbständiger Ort; bis 1815 gehörte es zu Untermaßholderbach, danach zu Büttelbronn
1724
Dorfordnung in Untermaßholderbach
Eine Dorfordnung von Büttelbronn und Obermaßholderbach scheint es nicht zu geben.

Das 1738 erschienene "Hohenloher Landrecht" stellte - ganz im Sinne des später erschienen Bürgerlichen Gesetzbuchs" den Versuch dar, Privatrecht und tägliches Gewohnheitsrecht logisch und praktikabel zu verbinden.
Im Sinne der Landeseinheit hielt es der Fürst im Zeitalter des Absolutismus für notwendig, die Rechte und Gewohnheiten in Dorfordnungen niederschreiben zu lassen.Erhalten ist u.a. die von Untermaßholderbach.


1744
Hohenloher Osterstreit: nach der Rückkehr der Linien Waldenburg, Bartenstein (mit Pfedelbach nach Erlöschen der dortigen Linie Hohenlohe-Pfedelbach) und Schillingsfürst zum katholischen Glauben besetzten die katholischen Landesherren ihre Ämter mit Angehörigen ihres Glaubens und verlangten, dass auch in evangelischen Orten Ostern nach dem 1582 von Papst Gregor reformierten Kalender gefeiert wird. Evangelische Geistliche und Bürgermeister wurden ihres Amtes enthoben, wenn sie sich nicht nach dem katholischen Kalender richteten.
Die Grafen der evangelischen Hauptlinie Neuenstein unterstützten die entlassenen evangelischen Amtsträger, führten einen lang anhaltenden Familienstreit und trugen ihre Beschwerden beim Reichshofrat vor.Dieser ordnete an, dass alle Kirchenschlüssel zurück gegeben werden müssen und die evangelischen Gottesdienste nicht behindert werden dürfen. Die katholischen Landesfürsten lenkten erst ein, als 1750 Ansbacher Grenadiere in Waldenburg einrückten.

1764 Die Grafen von Öhringen, Langenburg, Ingelfingen und Kirchberg werden durch Kaiser Franz I. in den Fürstenstand erhoben.
Die katholische Linie Hohenlohe-Waldenburg hatte dies schon 1744 - gegen den Widerstand der evangelischen Neuensteiner Linie - bei Kaiser Karl VII. erreicht.

Pfarrer Mayer, der große Förderer der hohenlohischen Landwirtschaft
Jahrelange Mißernten wegen feuchter Witterung mit Schnecken- und Mäuseplage, aber auch unzureichende Kenntnisse der Bauern über Ackerbau, Düngung und Viehhaltung veranlaßten Pfarrer Mayer im Jahr 1773 ein "Lehrbuch für Land- u. Hauswirte ... des Amtes Kupferzell" heraus zu geben, das die Landwirtschaft in Hohenlohe entscheidend beeinflußte.

Viele hohenlohische Bauernhäuser, auch in Büttelbronn, weisen folgende Merkmale auf:

  • Gewölbekeller für Getränke, Brot und Gemüse, zusätzlich ein Kartoffel- u. Rübenkeller ·
  • Erdgeschoß aus gehauenen Quadersteinen als Stallung mit Schlafstelle für den Knecht;
  • Türstürze und Stallfenster sind oftmals durch Steinmetzarbeiten verziert
  • Obergeschoß aus Fachwerk mit der Wohnung, verzierte u. bemalte Eckbalken; dem fränkischen Dorfrecht zufolge stand Bauherren das Eichenholz aus dem Gemeindewald kostenlos zu ·
  • Der "owere Boude" unter dem Dach als Trockenboden für allerlei Feldfrüchte und Obst, mit Gesindekammern.

    Pfarrer Mayer schreibt:
    " ... der Stall erwärmt die Stube (und) der Bauer vernimmt aus der Unruhe im Stall, auch in den Nächten, wann dem Vieh etwas aufstößt ..."

Der Übergang von der Dreifelderwirtschaft mit Brache zur Fruchtfolgewirtschaft vollzog sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Der Anbau neuer Feldfrüchte und Stallfütterung (Ochsenmast), Düngung mit Mist und Kalk (Gipsstollen unterhalb Waldenburgs) wurde von Pfarrer Mayer empfohlen und von einsichtigen Landesherrschaften begünstigt, die auch sonstige Reformen unterstützten.
Viele Bauern wurden wohlhabend. Boef de Hohenlohe wurde zum Markenzeichen in den Küchen von Straßburg und Paris.

Pfarrer Mayer prangerte auch die neue "Unsitte des Tabakrauchens und Kaffeetrinkens" an und pries die fürstliche Verordnung, daß bei bäuerlichen Hochzeiten nur noch 2 anstatt 4 Tagen gefeiert und der Leichenschmaus abgeschafft wird.
Für eine sparsamere Lebensführung empfahl er den Birnenmost an Stelle von Wein.



Über dem Eingang zu einem stattlichen Anwesen in Grünbühl stellt der Bauer stolz den Grund seines Wohlstands zur Schau: die Ochsenmast


Ende 18. Jahrhundert:

Fortschrittliche Maßnahmen zum Wohle der Untertanen im Zeitalter der Aufklärung waren:
1774 Einführung einer Brandversicherungsanstalt, 1777 eine Witwen- u. Waisenversorgungskasse, Maßhnahmen gegen Tollwut und Viehseuchen, Impfpflicht gegen Pocken.
1773 nutzte Fürst Friedrich Ludwig Karl das seit 1698 (Aussterben der Neuensteiner Nebenlinie) nicht mehr als Residenz benötigte Schloß in Neuenstein als Zucht- u. Arbeitshaus. Damit wollte er für mehr Sicherheit und Ordnung sorgen.Später wurde dort auch ein Waisenhaus und eine Woll- u. Tuchmanufaktur ein.

Fürst Friedrich Ludwig zu Hohenlohe-Ingelfingen unterstützte 1794 die Gründung einer Aktiengesellschaft für den hohenlohischen Kohlebergbau. Die Vermutung des Weißbacher Salinendirektors Glenck, Kohle aus dem Lettenkeuper ("Lettenkohle") gewinnen zu können, brachte keinen Erfolg. Die abgeteuften Schächte zwischen Öhringen und Kochertal soffen ab und die Aktiengesellschaft ging in Konkurs.
Bei der früheren Lohmühle in Untermaßholderbach grub man einen Stollen, 25 m lang, und in diesen nochmals einen 20 m tiefen Schacht. Hier traf man auf Muschelkalk und viel Wasser, aber keine Kohle.
Ebenso erfolglos waren ein 100 m langer Stollen im Talgrund und ein 40 m langer am Fußweg nach Öhringen.

Der Schulplan (1774) führte den Lutherischen Katechismus und die Schulpflicht vom 6. - 13. Lebensjahr ein.

Im Jahre 1801 finanzierte Fürst Friedrich Ludwig Karl zu Hohenlohe-Neuenstein-Öhringen - nach dem die Karlsvorstadt benannt ist - aus seinem Privatvermögen einen Schulhausbau in Westernbach.

letzter in Öhringen resideriender Fürst

1790
Die Gedanken der Französischen Revolution verbreiteten sich durch die Zeitungen auch rasch in Hohenlohe: Im April 1790 forderten Bauern in Öhringen Verminderung der Abgaben und die Verringerung des Wildschadens. Sie wandten sich mit ihrem Anliegen auch an das Reichskammergericht, das jedoch wegen der Auflösung des Reichs zu keinem Urteil kam.

1792
Fürst Friedrich Ludwig Karl läßt das"Obere Tor" nach dem Vorbild des Brandenburger Tors errichten;
außerhalb der Stadtmauern erfolgt eine planmäßige Stadterweiterung: die nach ihm benannte "Karlsvorstadt"
mit einheitlicher klassizistischer Bauweise.


Oberes Tor
mit dem Monogramm LFC (Ludwig Friedrich Carl)


Brandenburger Tor
in Öhringen errichtet zum Stadtjubiläum 2003
(Stahlgerüst mit bedruckten Planen der Sanierung des Berliner Brandenburger Tors)

Friedrich Ludwig Karl mit Gemahlin (Geschenk seines Neffen Friedrich Ludwig zu H.-Ingelfingen)


Napoleonische Zeit: Der letzte in Öhringen residierende Fürst, Friedrich Ludwig Karl zu Hohenlohe-Neuenstein-Öhringen, versuchte - so wie sein Neffe und Erbe Friedrich Ludwig zu Hohenlohe-Ingelfingen - sein Land aus den Napoleonischen Kriegen heraus zu halten.
Da Friedrich Ludwig jedoch als preußischer General auf der Seite der Gegner Napoleons stand, konnte die Neutralität nicht von Dauer sein.
Er glaubte Napoleon besiegen zu können: <Je battrai Napoléon pourvu qu'on me laisse les bras libres.> soll er gesagt haben, jedoch hat er die Doppelschlacht von Jena u. Auerstädt verloren.
Er wurde seines Kommandos enthoben, verlor sein Land an König Friedrich v. Württemberg und wurde in seinem Schloss in Öhringen unter Arrest gestellt.
Als Dank für die Schenkung eines Gartens westlich des Hofgartens, ließ er dort "den guten Bürgern der Stadt Öhringen" einen Obelisk errichten.
Auf Anweisung Napoleons verwies ihn der König des Landes. Er ging auf seine Besitzung Slawentzitz in Oberschlesien, wo er 1818 verbittert und vereinsamt starb.

13. September 1806: Übernahme der Landesherrschaft durch den französischen General Le Camus und den württembergischen Beauftragten Freiherr v. Reischach unter dem Schutz französischer und württembergischer Truppen. Der Rechtsakt fand im "Steinernen Haus", dem bisherigen Sitz der fürstlichen Regierung statt.
Der Name Hohenlohe verschwindet aus der politischen und administrativen Landschaft Frankens.

vom Ingelfinger Künstler Christoph Sommer gefertigtes Neutralitätsschild
Neutralitäts-Schild Hohenlohes (1799)
1800 wurde die Neutralität auf ganz Hohenlohe ausgedehnt und vom französischen Gesandten in Rastatt anerkannt.


Obelisk im Hofgarten