Schild



Eine Ortschaft - drei Dörfer: Büttelbronn, Unter- und Obermaßholderbach
vor den Toren der Großen Kreisstadt Öhringen
 
 
 
 
 
 
 
 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Glöckle von Obermaßholderbach

Am 08. und 09.09.1984 findet in Obermaßholderbach das 1. Glockenfest statt.

Anlaß war das Wiederertönen der Glocke aus dem Jahre 1875, dank eines elektrischen Läutewerks.

Zu diesem Fest wurde von Karl Kühner eigens "Das Lied zur Obermasselbächer Glocke" getextet. Es wird nach der Melodie "und jetzt gang i ans Peters Brünnele" gesungen.

 

  Zeitungsausschnitt HZ
In Obermaßholderbach soll es wieder läuten
- Wenn es 11 Uhr ist und Abend wird -

Wenn es mittags um elf ist und wenn es Abend wird, dann fehlt den alten Obermaßholderbachern etwas . das Geläut ihrer Glocke. Die Glocke, inzwischen fast 110 Jahre alt, ist noch vorhanden, sie hängt auch in ihrem Türmchen, aber sie schweigt. Und das seit fünfzehn Jahren.

Sie erklingt deswegen nicht mehr, weil niemand mehr da ist, der sie pünktlich und täglich läuten kann. Und ein elektrisches Läutewerk, das die Lage wenden könnte, gibt es nicht, noch nicht. Doch wenn der nächste Samstag vorbei ist, dann läutet es in Obermaßholderbach wieder. Für ein elektrisches Läutewerk haben die Obermaßholderbacher bereits 7.000 Mark gespendet. Am Samstag wollen sie ihr Glockenfest feiern, das weitere Erlöse für die Anschaffung bringen soll. Eine Maschinenhalle wird ausgeräumt um die Obermasselbacher und ihre Gäste für alle Fälle unter Dach nehmen zu können.

Außer Essen und Trinken nach dörflichen Rezepten gibt es auch ein Programm. Die Jugend verfaßte und spielt ein Theaterstück mit dörflichen Episoden, und ein Quiz wird veranstaltet, bei dem getestet wird, wer sich in einem Dorf noch auskennt.

Ein Gedanke gilt auch den Stiftern der Glocke, aus dem Jahre 1875. Der Bauer und Damalige "Ortsvorsteher" Karl Böhm und seine Ehefrau Maria stifteten die Glocke 1875 mit eingegossenem Wunsch:

 

"Die Glocke schlägt mir ernst ans Herz,
so steig mein Seufzer himmelwärts,
Herr zeige mir für meinen Theil
in Christo Jesu auch das Heil,
schaff, daß ich einst an seinem Tag
vor Ihm mit Freuden stehen mag."

 

Und wenn es dann künftig um 11 Uhr vom Dorf her wieder läutet, dann wissen die Leute auf dem Feld, daß es jetzt Zeit zum Ausspannen und Heimfahren zur Mittagspause für Mensch und Pferde ist. Und wenn die Glocke abends ertönt, dann ist es Zeit für die Kinder, die Straße zu verlassen und heimzugehen. Jedenfalls war es früher so.
Früher läutete die Glocke auch, wenn ein Obermasselbacher gestroben war, wenn der Leichenwagen ins Dorf kam und es wieder verließ. Die Glocke läutete, bis der Leichenzug an der Gemarkungsgrenze war. Dann zog er weiter bis zum Öhringer Friedhof.

 

  HZ 08.09.1984

Glockenfest in Masselbach
- Nach 15 Jahren wird heute erstmals wieder geläutet -

Obermaßholderbach (wb): Nach etwa fünfzehn Jahren wird heute abend erstmals wieder offiziell die Obermaßholderbacher Glocke erschallen. Sie ruft aber nicht zum Heimgehen, sondern zu einem Fest, das dieser Glocke wegen veranstalt wird.
Fünfzehn Jahre hatte die Glocke aus dem Jahre 1875 geschwiegen, weil niemand mehr im Ort war, der sie mit Hand um 11 Uhr und am Abend hätte läuten können. Um nicht weiterhin ein klangloses Dorfleben führen zu müssen spendeten die Obermaßholderbacher für eine elektrische Läuteanlage. Sie wurde kürzlich installiert und geht heute mit dem Glockenfest feierlich in Betrieb.
Wer mit den Obermaßholderbachern das Glockenfest feiern, dörfliche Szenen und Spiele erleben möchte, der ist eingeladen, heute ab 19 Uhr nach Obermasselbach zu kommen.
Als Festsaal wurde eine Maschinenhalle am Ortseingang hergerichtet.

 

Das Haus, auf dem die Glocke in einem bescheidenen Türmchen hängt, ist viel jünger als die Glocke selbst. Es wurde erst in den fünziger Jahren als Ersatz für das einstige Armenhaus gebaut, das die alte Glocke trug, aber baufällig geworden war. Es entstand gegenüber das neue "Gemeindehaus" mit Wohnung und der heute noch benutzten Gemeinschaftsgefrieranlage. Das Haus steht noch sauber da, nur das Türmchen gefällt manchem Obermasselbacher nicht mehr.

Das einstige Armenhaus in Obermaßhoderbach.

Nur ansatzweise zu erkennen ist das Glockentürmchen

 

  HZ
  Ein Fest wie schon lange nicht mehr:
Sang und Klang in Masselbach
  Seit Menschengedenken hat es in Obermaßholderbach kein so denkwürdiges Ereignis wie das Glockenfest gegeben. Karl Böhm und seine Ehefrau Maria, die vor 109 Jahren ihren Mitbürgern eine Glocke stifteten, haben die Nachkommen noch einmal eine große Freude, mit einem Fest erleben lassen, das dem Wiedererklingen dieser Glocke galt.
  Viele Jahre war die Obermaßholderbacher Glocke stumm, weil sich niemand mehr fand, der sie regelmäßig geläutet hätte. Eine elektrische Läuteanlage sollte dieses Problem lösen. Die Obermaßholderbacher sammelten und brachten so viel zusammen, daß es unter gänzlicher Schonung der Stadtkasse für ein Läutwerk fast reichte.
  Eine Maschinenhalle war zur Festhalle gemacht worden.
Heir hatte die Jugend des Ortes ihr buntes Programm mit Musik, Gesang und Spiel abrollen lassen, hier erinnerte der gemischte Chor Westernbach singend an die alte Gemeinsamkeit Westernbach-Büttelbronn mit den beiden Masselbachs, hier hielt Pfarrer Pfeiffer einen Gottesdienst und hier haben die Masselbacher erfahren dürfen, daß sie viele auswärtige Freunde haben.
  Zum Fest hat die kleine Glocke wieder geklungen.
  Doch gleich nach dem Fest verstummte sie wieder. Etwas funktionierte am Läutewerk nicht. Ein Monteur mußte aus Ulm kommen, der die Sache wieder in Schwung brachte.
  Seitdem klingt es täglich um 11 und zur Abendzeit von dem kleinen Türmchen herab, das in den fünfziger Jahren auf das damals gebaute Gemeindehaus in recht einfacher Ausführung gesetzt worden war.
  Der Wunsch nach einem schönderen Glockentürmchen wurde bereits registriert. Und das erste Sümmchen wäre auch schon vorhanden - der Überschuß aus dem ersten Obermaßholderbacher Glockenfest.
  Rudolf Endress nach diesem Fest: "Das schönste daran war, daß jeder mitgeholfen hat, daß sich keiner hat erst bitten lassen, daß die Obermaßholderbacher wieder einmal eine frühliche Dorfgemeinschaft waren und ein Erlebnis hatten wie schon lange nicht mehr."
  So wunderte es niemand, daß sich der Wunsch einstellte, ein solches Fest zu einem festen Bestandteil im Ortsleben werden zu lassen.
   

Aktualisiert am 29.10.2005 Peter-Josef Schützeichel